Utopie und Apokalypse in der Moderne

Bok av Reto Sorg
Im Anschluss an Gott und Götze in der Literatur der Moderne (1998) und Totalität und Zerfall im Kunstwerk der Moderne (2002) untersucht der Band Utopie und Apokalypse in der Moderne die vielfältigen Korrespondenzen von utopi-schen Entwürfen und apokalyptischen Vorstel-lungen. Die geschichtsphilosophische Utopie der Mo-derne hat das heilsgeschichtliche Denken säkularisiert und zugleich die Jahrtausende alte klassische Utopietradition der statischen Gegenmodelle weitgehend suspendiert. Der Begriff erweiterte sich zu einer anthropologisch begründeten Kategorie von Hoffnung schlechthin, mutierte zum »Geist der Utopie« (Bloch), bis die Diktaturen des 20. Jahrhunderts mit ihren >tödlichen Utopien< aus Terror, Krieg und Völkermord den Begriff und die Vision eines irdischen Glücksentwurfs so diskreditierten, dass das »Ende des utopischen Zeitalters« (Fest) konstatiert werden konnte. Seitdem haben >Apokalypsen< Konjunktur, freilich nicht in ihrer ursprünglichen Form als Erlösungsvision und bildhafte Antizipation der Zukunft Gottes, sondern als Katastrophenszenarien, als Visionen vom Un-tergang, auf den nichts mehr folgt, so dass das Ende aller Geschichte denkbar wird. Im literari-schen Feld reflektiert das 19. Jahrhundert - etwa mit Keller oder Flaubert - die traumatischen >Enttäuschungen