Unter eigener Leitung und Ordnung : Die Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland, systemtheoretisch untersucht

Bok av Richard Schmiedeke
Den Anlass zu dieser Untersuchung bildet eine Erfahrung, die ich als Gemeindepfarrer gemacht habe. Damals wurde ich zur Vakanzvertretung in eine Gemeinde geschickt, deren einzige Pfarrstelle soeben frei geworden war. Unmittelbar nach dem Freiwerden der Pfarrstelle trat das Presbyterium geschlossen zurA"ck. Ich sollte gemeinsam mit zwei BevollmAchtigten die Gemeinde leiten, vor allem die Wahl eines neuen Presbyteriums vorbereiten und durchfA"hren. TatsAchlich wurden einige Monate spAter neue Presbyterinnen und Presbyter in ihr Amt eingefA"hrt. Nur eine von ihnen hatte schon einmal einem Presbyterium angehArt. Das neugewAhlte Presbyterium stand vor der Aufgabe, die Pfarrstelle neu zu besetzen. Es erledigte diese Aufgabe, ein Pfarrer wurde gewAhlt. Damit war meine TAtigkeit als Vakanzvertreter beendet. Nicht beendet waren meine Fragen. Denn in den letzten Monaten meiner Arbeit in dieser Gemeinde hatte ich immer stArker den Eindruck gewonnen, dass die alten Probleme uns wieder einholen wA"rden. Zahlreiche neue Gesichter saAen bei der Presbyteriumssitzung um den Tisch; kein Mitglied des alten Presbyteriums, das zurA"ckgetreten war, gehArte dem neugewAhlten Presbyterium an. Die Probleme aber, die wir in den Sitzungen erArterten, waren keineswegs neu. Im Gegenteil: Sie waren altbekannt. Die alten KommunikationsstArungen waren auf das neue Presbyterium A"bergegangen. So drAngte sich mir die Frage auf: Wie kommt es, dass in einer Kirchengemeinde das gesamte Presbyterium samt Pfarrstelleninhaber ausgewechselt werden kann, und doch werden durch den Personalwechsel die Probleme nicht beseitigt? Warum kAnnen Probleme dauerhafter sein als die Personen, die an ihnen beteiligt sind?