Das Unbewusste : Versuch der Rehabilitierung eines angreifbaren Konzepts

Bok av Alice Holzhey-Kunz
Die Psychoanalyse hat sich von Anfang an nicht mit der Annahme begnugt, es gebe seelische Vorgange, die durch Verdrangung "e;unbewusst"e; geworden seien, sondern sie hat dem Verdrangten einen besonderen Ort bzw. Raum innerhalb der Seele zugewiesen und damit "e;das Unbewusste"e; als eine psychische Entitat bestimmt. Diesem raumlich-dinglichen Konzept des Unbewussten hat Sartre mit guten Grunden das existenziale Konzept der "e;mauvaise foi"e; entgegengesetzt. Der Aufsatz unternimmt den scheinbar paradoxen Versuch, Freuds verdinglichendes Konzept aus existenzphilosophischer Warte zu rehabilitieren. Dieser Versuch orientiert sich an den Funktionen, welche Freuds Konzept trotz oder sogar dank seiner fragwurdigen theoretischen Implikationen zu erfullen vermag. Die Autorin unterstellt dabei, dass hier neben den bekannten methodischen Funktionen auch eine kaum beachtete existenzielle Funktion zu berucksichtigen ist. Methodisch steht Freuds Konzept im Dienste der theoretischen Fundierung der revolutionaren Entdeckung von einem verborgenen Sinn in den psychischen Leidenssymptomen, von der die Psychoanalyse ihren Ausgang genommen hat. Eine existenzielle Funktion lasst sich dann ausmachen, wenn man das existenzphilosophische Angstverstandnis ins Spiel bringt. Auf dem Hintergrund der Entdeckung, dass die von der Furcht streng zu unterscheidende Angst nicht nur zum Menschen gehort, sondern ihn zugleich uberfordert, erhalt das Unbewusste die existenzielle Funktion eines inneren Schutzes gegen die standig drohende Angst. Abschlieend wird Freuds Konzept des Unbewussten mit Heideggers Konzept des "e;Man"e; verglichen, das ebenfalls der Angstabwehr dient. Der Vergleich fuhrt zur Hypothese, dass die beiden Schutzwalle gegen die Angst nur gemeinsam funktionieren.