Intentionalitat und Subjektivitat - Schweizerische Zeitschrift fur Philosophie : Intentionnalite et subjectivite

Bok av Schweizerische Zeitschrift fur Philosophie
Uber die Eigenart mentaler Akte Kaum ein Begriff hat die philosophische Diskussion so sehr bestimmt wie der Begriff der Intentionalitat, den Brentano am Ende des 19. Jahrhunderts wieder aufgriff, um mit dessen Hilfe die Psychologie als autonome philosophische Disziplin neu zu konstituieren. Der Begriff hat nicht nur geholfen, die Eigenart mentaler Akte besser zu verstehen, er diente auch vorzuglich als Waffe gegen die Naturalisierung des Geistes, die damals durch die Forschungen in der experimentalen Psychologie, der Physiologie und dem Behaviorismus genahrt wurde und die heute durch die Ergebnisse der Kognitionswissenschaften erneut Aufwind bekommen hat. Schon Brentano allerdings hat gesehen, dass Intentionalitat nicht das einzige Unterscheidungsmerkmal mentaler Akte ist, sondern dass diese immer auch innerlich wahrgenommen werden und dadurch Subjektivitat erlangen. Diese doppelte Charakterisierung hat Folgen fur die Beschreibung aller Typen mentaler Akte, sowohl fur die sensorischen wie auch die kognitiven oder emotionalen, und fuhrte zu neuen Debatten in der Erkenntnistheorie, in der Philosophie der Gefuhle und in der Ontologie - mit Auswirkungen auf weitere philosophische Themenbereiche: so etwa auf die in der Sozialphilosophie stark diskutierte Frage nach den Identifikationskriterien von kollektiver Intentionalitat oder die in der Anthropologie gefuhrte Debatte daruber, ob kollektive Intentionalitat als Unterscheidungsmerkmal zwischen Mensch und Tier dienen konne. Nicht zuletzt aber geht die Frage, ob und inwieweit die vor Brentano dominierenden Modelle von Subjektivitat und Intentionalitat im Lichte der heutigen Debatten neu zu bewerten sind, auch an die Historiker der Philosophie. Der Band 2016 der Studia Philosophica stellt diese vergangenen und gegenwartigen Debatten uber die Beziehung von Intentionalitat und Subjektivitat in den Mittelpunkt. Eine nicht geringe Zahl von Philosophinnen und Philosophen, die selber an diesen Themen arbeiten, kommen in diesem Band zu Wort.