Liknande böcker
Eros und Morbid Artistry : Existenz und Poiesis im Werk von John Hawkes
Bok av Sabine Metzger
Spricht John Hawkes vom Eros der poetischen Sprache, so handelt es sich nicht um eine Umschreibung, die das Poetische dem Libidinösen zuordnet. Mit 'Eros' bezeichnet Hawkes die poetische Form als Ereignis und Ankunft oder 'Begegnendes' und den schöpferischen Akt selbst als 'Begegnung', die als Miteinander-Gegenwärtigen und Einander-Gegenwärtigen die anthropologische Dimension der ÏEURΠΠηÏfιÏ, entfaltet. Denn der Eros des Poetischen impliziert nicht nur einen energetischen Formbegriff; als Ereignis und Ankunft meint 'Eros' auch das Ereignis und die Ankunft eines Daseins, das sich in der Begegnung gegenwärtigt oder sich realisiert: ÏEURΠΠηÏfιÏ, gestaltet sich damit als 'Selbstrealisation' oder Krise im Sinne Viktor v. Weizsäckers, dasheißt 'Krise der pathischen Existenz'. Daher umfasst der Begriff des Eros bei Hawkes auch die künstlerische Existenz - die künstlerischeDaseinsweise der Getragenheit oder des In-der- Welt-Über-dieWelt-Hinaus-Seins - und mit ihr das Vermögen zu einem Begegnen und Begegnen-Lassen, das heißt einer Offenheit gegenüber dem Nicht-Antizipierbaren, als Voraussetzung nicht nur der künstlerischen Daseinsweise, sondern der Existenz als Transzendenz schlechthin. Gegenbegriffe des Eros sind somit nicht nur das Prosaische und das 'besorgte In-der-Welt-Sein', sondern auch das, was den Begegnungsakt scheitern lässt: Antonym des Eros ist auch das pathologische oder 'missglückte' Dasein, das in Hawkes' Werk ebenso relevant ist, wie die Getragenheit des Künstlers. Der Eros des Poetischen ist bei Hawkes nicht als Konzept aufzufassen, das in seinen Romanen von The Blood Oranges bis zu Virginie. Her Two Lives anhand der Thematik des künstlerischen Schaffens eine Umsetzung erfährt. Vielmehr handelt es sich, wie die vorliegende Untersuchung zeigt, um ein Verständnis des Poetischen und des schöpferischen Akts, zu dem Hawkes' Werküber den Umweg des pathologischen Dasein und der pathologischen Gestaltung gelangt: über die manierierte und schizophrene Pose des Künstlers und ihre morbid artistry, deren spatiale und temporale Strukturen und deren Sinnkonstituierung. Denn es ist gerade die Auseinandersetzung mit dem pathologischen Dasein, mit seiner Spatio-Temporalität und der seiner morbid artistry, die als Bedingung der Existenz sowie der ÏEURΠΠηÏfιÏ, als Eros jene Offenheit gegenüber dem Nicht-Antizipierbaren erschließt, die Henri Maldiney als transpassibilité formuliert.