Durch Mitleid wissend : Wagner und der Buddhismus

Bok av Danielle Buschinger
Wagner liest 1855 Eugène Burnoufs Introduction à l'histoire du Buddhisme indien. Fortan prägt der Buddhismus sein Schaffen. Wagner bedient sich auch des Buches von C. Fr. Koeppen, Die Religion des Budda und ihre Entstehung. Burnoufs Buch entnimmt Wagner im Mai 1856 den Stoff zu Die Sieger. Der Buddhismus beeinflusst besonders Tristan und Isolde sowie Parsifal. Wagner schreibt auch eine buddhistische Prosafassung und zwei buddhistische Versfassungen von Brünnhildes Schlussgesang, in denen die Hauptbegriffe des Buddhismus zusammenkommen: Wissen, Mitleid und Erlösung. Die Gleichungen Nirwâna = Nacht und Sansarâ = Tag, die Wagner aufstellt, ermöglichen einen ganz neuen Blick auf Tristan. Tristan will als bodhisattva das "Erlösungswerk" vollbringen und Isolde den Pfad aus dem Kreislauf der Geburten in den Nirwâna weisen. In Parsifal erkennt man das unheilvolle Gesetz der Seelenwanderung, das universale Mitleid mit jedem Lebewesen, das erlösende Wissen sowie die absolute Verwerfung der Begierde, die den Schmerz aufhebt. Diese Eigenheiten des Buddhismus verschmelzen mit christlichen Zügen. Parsifal ist somit ein hervorragendes Beispiel von Wagners Synkretismus.