(Post-)migrantische Flanerie : Transareale Kartierung in Berlin-Romanen der Jahrtausendwende

Bok av Jule Thiemann
Die literarische Funktionsform der Flanerie in interkulturellen Texten derGegenwart erfährt zur Jahrtausendwende eine Renaissance. Literarische Flanerienbasieren auf Narrativen zum Wechselverhältnis von Wahrnehmungund Reflexion bei einer sich im urbanen Raum bewegenden Erzählinstanz.Die Studie untersucht anhand beispielhafter Analysen, wie das Verfahrender literarischen Flanerie neue Formen der ästhetischen Stadtwahrnehmungprägt. Die ausgewählten Erzähltexte zeichnen sich auf raumsemantischerEbene durch folienartige Überlagerungen von Stadträumen aus: Aus einerStadt werden viele Städte. In diese schreiben sich Lebensgeschichten ein, diejedoch nicht durch binäre Oppositionen gestaltet, sondern durch Strukturender Überlappung geprägt sind. Zustandsbeschreibungen werden durch dynamischeWahrnehmungsmuster und Bewegungspraktiken ersetzt. Den Textenliegt ein Erzählverfahren zugrunde, das sich nicht der Stiftung von Kohärenzverpflichtet, sondern Differenz- und Abweichungserfahrungen der Figuren imurbanen Raum ausstellt. Mit dem literarischen Verfahren der Flanerie werdenzu Beginn des 21. Jahrhunderts neue Erzählweisen über Migration und Stadtausgelotet, die in dieser Studie als Teilaspekt einer ,(post-)migrantischen Ästhetik'in der Gegenwartsliteratur verstanden werden.