Jenseits des Schweigegebots : Alevitische Migrantenselbstorganisationen und zivilgesellschaftliche Integration in Deutschland und den Niederlanden

Bok av Handan Aksunger
Migrantenselbstorganisationen (MSO) rcken zunehmend als zivilgesellschaftliche Akteure ins Blickfeld politischer und wissenschaftlicher Integrationsdebatten. Sowohl Deutschland als auch die Niederlande suchen nach Rezepten fr eine "gelungene" Integration von Menschen aus der Trkei, die in beiden Lndern die grte Migrantengruppe darstellen. Diese Studie untersucht die Gruppe der Aleviten, die mit Beginn der Arbeitsmigration in den 1960er Jahren aus der Trkei nach Deutschland und in die Niederlande eingewandert sind, jedoch ihre Identitt bis Ende der 1980er Jahre aufgrund ihres Schweigegebots nicht an die ffentlichkeit getragen haben. Nach 50 Jahren Migrationsgeschichte haben die Aleviten in Deutschland und in den Niederlanden Organisationen gebildet und werden zunehmend in der ffentlichkeit wahrgenommen. Die Fallstudie zeigt auf, dass weder das Aleviten- und Bektasi-Kulturzentrum e.V. in Duisburg noch das Alevitisch Cultureel Centrum Rijnmond in Rotterdam zu einer ethnisch-religisen Abschottung gefhrt haben. Dabei sind neben den nationalen Rahmenbedingungen beider Migrationslnder vor allem die mitgebrachten spezifischen religisen und kulturellen Werte der Aleviten von Bedeutung. Insbesondere der Wandel der Aleviten von einer ehemals geschlossenen zu einer offenen Gemeinschaft, die gegenwrtig jenseits des Schweigegebots in beiden Lndern auf der Basis ihrer religisen und ethisch-moralischen Werte dynamisch mit der jeweiligen Mehrheitsgesellschaft in Interaktion tritt, birgt ein bisher unbeachtetes Potenzial fr den zivilgesellschaftlichen Integrationsprozess in der neuen Heimat.