Flüchtlinge russischer Nationalität in der Tschechoslowakei zwischen den Weltkriegen - Ein Beitrag zur Migrations- und Eingliederungsforschung

Bok av Isabel Jochims
Die vorliegende Arbeit untersucht das seit dem vergangenen Jahrhundert an Bedeutung zunehmende und heute hoch aktuelle Thema der Integration von Flüchtlingsmigranten. Der Ansatz ist sozialpsychologisch, das Beispiel historisch.Die Dissertation beschäftigt sich mit Emigranten russischer Nationalität, die ihre Heimat nach der Revolution von 1917 verließen und in der Tschechoslowakischen Republik Aufnahme fanden. Im Zentrum der Untersuchung stehen Fragen bezüglich Art und Intensität ihrer Beziehungen zu Vertretern des Gastlandes sowie Aspekte individueller Strategien der Bewältigung vergangener Erlebnisse und migrationsspezifischer Probleme in einem neuen sozioökonomischen, kulturellen und ökologischen Umfeld. Die russischen Emigranten, die bis zur Mitte der 20er Jahre in der Tschechoslowakei eintrafen, waren Teil einer Massenfluchtbewegung aus dem Gebiet des ehemaligen Russischen Reiches. Der Zusammenbruch der alten Herrschafts- und Gesellschaftsordnung des Zarenreiches im Laufe zweier Revolutionen, die verheerenden Folgen des Ersten Weltkrieges für die Wirtschaft des Landes, Bürgerkrieg, der Terror des Kriegskommunismus und die große Hungersnot im Süden Russlands und in der Ukraine 1921 ftihrten bis 1922 zur Auswanderung von rund zwei Millionen Menschen. Die Emigration bestand aus Vertretern aller sozialen Schichten, Nationalitäten und unterschiedlichster politischer Gesinnungen. Von diesen gelangten rund 30.000 Personen bis zur Mitte der 20er Jahre in die noch junge, erst 1918 als Nationalstaat gegründete Tschechoslowakische Republik. Zu dieser Zeit war die Einwanderung weitgehend abgeschlossen. Weitere Flüchtlinge kamen in nur sehr geringer Zahl hinzu. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges sank die Zahl der sich in der CSR aufhaltenden Immigranten dann aufca. 8.000 Personen ab.