Phytochemisches Screening der Blüten von Aloe vera (L.) Burm. f. (Aloe barbadensis Mill.) und Bestimmung ihrer antioxidativen Kapazität

Bok av Shirin Keyhanian
Aloe barbadensis MILL. (syn. Aloe vera (L.) BURM. f.), eine blattsukkulente Pflanze mit großen, harten, fleischigen Blättern, wird in verschiedener Weise genutzt. Sie ist die Stammpflanze der Droge Curaçao-Aloe (engl. Barbados Aloes), die durch Trocknen des aus den Blättern auslaufenden gelben Safts gewonnen wird und aufgrund der darin enthaltenen Anthranoide, insbesondere Aloin A und Aloin B (10-C-Glucosylanthrone), zur Therapie der Obstipation eingesetzt wird. Dem "Aloe-vera-Gel", dem weißlich-durchsichtigen und schleimigen parenchymatischen Gewebe des Blattinnern, werden entzündungshemmende, wundheilende, immunstimulierende und andere positive Wirkungen zugeschrieben, wodurch dieses Produkt im letzten Jahrzehnt eine hohe wirtschaftliche Bedeutung erhalten hat und deshalb Aloe vera in vielen Ländern kultiviert wird. Dessen Trockenanteil besteht in der Hauptsache aus Polysacchariden, vornehmlich repräsentiert durch "Acemannan", ein lineares acetyliertes Polysaccharid aus (1,4)-verknüpften Mannose-Einheiten.Gegenstand dieser Arbeit sind die 2 bis 3 cm langen, gelben, röhrigen Aloe-vera-Blüten, die in den Kulturen der Aloe-vera-Pflanzen (hier aus Andalusien) in Unmengen anfallen und wissenschaftlich bisher kaum bearbeitet sind. Aufgrund der hohen Popularität des Aloe-vera-Gels ist davon auszugehen, dass die Verwendung der Aloe-vera-Blüten als Zutat in Lebensmitteln und in der Kosmetik auch stark zunehmen wird. Das Ziel dieser Arbeit war daher ein umfassendes phytochemisches Screening der phenolischen und terpenoiden Inhaltsstoffe im Hinblick auf die Frage des Nutzens und der Bedenklichkeit des Verzehrs dieser Blüten. Besonderes Augenmerk sollte sich auf die Frage richten, ob die therapeutisch relevanten, jedoch in Lebensmitteln und Kosmetikpräparaten unerwünschten, laxativen Anthranoide der Blätter in den Blüten enthalten sind. Ein weiteres Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung der Aloe-vera-Blüten auf ihre antioxidative Kapazität, um letztlich einen möglichen Verwendungszweck der Blüten zu begründen.