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AMECC & TALITA : Zwei psychosoziale Projekte für brasilianische Jungen und Mädchen in Risikosituationen
Bok av Annemone Seidel, Florian Schepper, Konrad Reschke
Als der Mitautor des Buches Florian Schepper 1999 den Priester Gerhard Konrad Brandstetter in einer Messe in Altötting kennenlernte, hätte er niemals vermutet, dass ihn diese Begegnung sein Leben derart weitreichend beeinflussen würde. Als Missionar auf Zeit der Steyler Missionare verbrachte er zwei Jahre im Rahmen des Anderen Dienstes im Ausland im Kinderdorf AMECC. Hier sammelte er Erfahrungen, die für ihn als junger Mann ebenso beeindruckend, wie prägend waren. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen führte ihn nach seiner Rückkehr nach Deutschland letztlich zum Studium der Psychologie in Leipzig. Dort lernte er seine Kommilitonin, die Autorin Annemone Seidel und im Hauptstudium den späteren Diplomarbeitsbetreuer beider Arbeiten, Prof. Dr. Konrad Reschke, kennen. Schon früh merkten die Autoren, dass sie die Leidenschaft für Brasilien - ein Land so schön wie reich an Kontrasten - vereinte. Annemone Seidel verbrachte anschließend im Rahmen eines Praktikums selbst ein halbes Jahr im Kinderdorf AMECC, welches sich um Jungen in Risikosituationen im Alter von sechs bis 18 Jahren kümmert und sich damit bewusst von den wenigen anderen vorhandenen Angeboten abgrenzt, welche meist nur Kinder jünger als fünf Jahre aufnehmen. Zur gleichen Zeit lernte sie den Kooperationspartner der AMECC, das Projekt Talita, kennen. Dieses Projekt kümmert sich um Mädchen gleichen Alters, welche in ihrer Biografie ebenfalls einer Reihe von Risikosituationen ausgesetzt waren.Ermutigt durch Prof. Reschke begannen Annemone Seidel und Florian Schepper in gemeinsamer Zusammenarbeit Fragestellungen zu diskutieren, die sowohl für den interkulturell interessierten Leser in Deutschland als auch für die Projekte selbst vor Ort interessant sein würden. So brachen die Autoren, unterstützt von den jeweiligen Projektleitern vor Ort, erneut zu einem Forschungsaufenthalt nach Guarabira, im Nordosten Brasiliens, auf. Florian Schepper führte seine Studie bei den Jungen im Kinderdorf AMECC durch, Annemone Seidel untersuchte die Mädchen, die im Projekt Talita beherbergt waren.Das Fach Psychologie ist in Brasilien überwiegend klinisch orientiert. In der psychologischen Forschung werden dabei hauptsächlich qualitative Methoden verwendet (Günther, 2003). Im Bereich von Kindern und Jugendlichen in Risikosituationen, welche oftmals aus ärmsten Verhältnissen kommen, gibt es insgesamt nur wenige Forschungsbefunde. Dies betrifft besonders den Bereich weiblicher Kinder und Jugendlicher.Laut UNICEF-Brasilien (2003) gelten dabei in Brasilien 45% aller Kinder und Jugendlichen als arm, die Rate bei indigenen und Kindern bzw. Jugendlichen dunkler Hautfarbe liegt noch wesentlich höher. Die Armut des Landes ist dabei überwiegend im Nordosten Brasiliens konzentriert. Folgen der Armut sind unter anderem mangelnde Bildung und ein frühzeitiges Arbeiten im Milieu "Straße". Während Straßenkinder männlichen Geschlechtes häufiger im Fokus der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit und der bisherigen psychosozialen Bemühungen standen, sind Kinder und Jugendliche weiblichen Geschlechts neben der alleinigen Diskriminierung durch ihr Geschlecht oftmals zusätzlichen Risikosituationen wie Missbrauch, Vernachlässigung oder Gewalt ausgesetzt. Vor allem sexuelle Gewalt ist häufig (UNICEF, 2005: Kindernothilfe, 1995; Dücker, 1993). Bedingt durch traumatische Erfahrungen und der untergeordneten Rolle der Persönlichkeitsformung, aufgrund der Priorität der Sicherung des alltäglichen Überlebens, können Beeinträchtigungen in der physischen und psychischen Gesundheit von Jungen wie Mädchen entstehen (Hüttl, 2008).Unsere Arbeit möchte einen Beitrag dazu leisten, mehr über den Zustand dieser Klientel zu erfahren. Dabei sollen die Geschichte und