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Volksschule, Hauptschule - 'Restschule' : Geschichte und aktuelle Struktur einer deutschen Bildungsinstitution
Bok av Nikolaus Frank
Im 19. Jahrhundert etablierte sich mit der Verbreitung der Schulpflicht im deutschen Staatenbund die Volksschule als die Schulform für die Kinder der nicht privilegierten Bevölkerungsgruppen und war dadurch die weitaus häufigste Schulart. Als im Jahre 1964 durch einen Beschluss der Kultusministerkonferenz die Jahrgangsstufen fünf bis neun in Hauptschule umbenannt wurde, war diese Bezeichnung durchaus immer noch zutreffend, besuchten zu dieser Zeit doch ca. 60 Prozent der Jugendlichen diese Schulform. Vor allem aus ihren Absolventen erhielten Handwerksbetriebe bzw. die technischen Produktionsstätten der Industrie ihre Auszubildenden. Dies hat sich drastisch geändert. Laut einer Studie des DGB sind nur noch knapp 40 Prozent aller Ausbildungsplätze überhaupt Hauptschülern zugänglich. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen an dieser Schulform beträgt im Bundesdurchschnitt nur noch knapp 10 Prozent aller Schülerinnen und Schüler im Sekundarschulbereich. Wohl als Reaktion auf diesen offensichtlichen Imageverlust der Hauptschule, wurde diese in den meisten Bundesländern wiederum mit einer neuen Be zeichnung versehen und heißt jetzt Mittelschule, Werkrealschule etc.In den Medien wird diese Schulform nicht selten als "Restschule" bezeichnet, was zum einen diskriminierend klingt, zum anderen auf spezifische Selektionsfaktoren hinweist, die für bestimmte Schülerinnen und Schüler nur diese Schulform als geeignet erscheinen lässt. Knapp zusammengefasst lässt sich für die meisten dieser Jugendlichen feststel-len, dass sie aus keinem (im schulischen Sinne) lernförderlichen Umfeld kommen. Viele Hauptschülerinnen und -schüler weisen aber eigentlich gute intellektuelle Potentiale auf, die aber durch unterschiedliche Persönlichkeitsprobleme gehemmt werden. Dies bedeutet für ihre Lehrerinnen und Lehrer eine enorme Herausforderung. Bevor sie sich der primären Funktion des Unterrichtens widmen können, müssen sie erst einmal den "Nährboden" dafür auf einem weiten Feld anderer pädagogischer Aufgaben schaffen. In keiner anderen Sekundarschulform sind die Schülerinnen und Schüler so heterogen wie in der Hauptschule. Hier findet man die unterschiedlichsten familiären Situationen, die meisten Inklusionsschüler, Lernschwache bis Hochintelligente, Schulverweigerer und Motivierte. Unterrichten ist dennoch essentiell. Denn ohne entsprechende schulische Qualifikation werden diese Jugendlichen noch mehr auf dem Ausbildungs- bzw. Arbeitsmarkt abgehängt. Nicht nur wegen des anhaltenden Fachkräftemangels in vielen Wirtschaftsbereichen muss in die Hauptschule, oder wie immer sie jetzt heißt, investiert werden.