Die postsowjetische Transformation im Baltikum und S dkaukasus. Eine vergleichende Untersuchung der politischen Entwicklung Lettlands und Aserbaidschans 1985-2009. Mit einem Vorwort von Leonid Luks.

Bok av Kamran Musayev
Welche Bestimmungsfaktoren waren fr die Unterschiede in den Transformationen des Baltikums und Sdkaukasus nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems verantwortlich? Was sind die Ursachen fr die zwar zunchst hnlich begonnenen, aber in ihrem anschlieenden Verlauf und Ergebnis verschiedenartigen politischen Umgestaltungen in Lettland und Aserbaidschan? Die Antwort scheint offensichtlich: die Verschiedenheit der neuesten Geschichte, besonderen Kultur und geographischen Lage der beiden Lnder erklrt auch die unterschiedliche jngste Entwicklung der beiden Nationen. Obwohl solche Faktoren tatschlich magebend die Abweichungen in den beiden Systemwechsel bewirkten, ist simpler Geschichts-, Kultur- und Geodeterminismus unzureichend. Die Untersuchung kommt u.a. zu dem Ergebnis, dass zwar in beiden Lndern ein starkes Nationalbewusstsein entscheidender Faktor fr den Beginn und Verlauf der Transformation war. Jedoch war die politische Elite Aserbaidschans nicht bereit, Nationalismus und Demokratie in Einklang zu bringen. So wurde im Sdkaukasus die postsowjetische nationale Entwicklung, anders als im Baltikum, in Kontinuitt zur Sowjetzeit gesehen, was ein Abstreifen autoritrer Traditionen behinderte. Dagegen spielten im Westen sozialisierte und ausgebildete Exil-Letten bei der Errichtung einer demokratischen Ordnung in dem baltischen Staat eine wichtige Rolle, whrend in Aserbaidschan das Fehlen eines solchen Inputs zur Rckkehr der alten Eliten fhrte. Schlielich profitierte Lettland, weit mehr als Aserbaidschan, von einem pro-demokratischen Umfeld, d.h. von der aktiven Einwirkung europischer Nachbarstaaten und westlicher Organisationen.