Nimm (nicht) ab! Zur Funktion des Telefons im Spielfilm. Von Metropolis bis Matrix

Bok av Esther Lulaj
Was wre Pillow Talk ohne nchtliches Bettgeflster am Telefon? Was Phone Booth ohne Telefonzelle? Wie kme Neo blo ohne Telefonverbindung in die Matrix? Und wie wieder hinaus? Wie mysteris wre der Mystery Man in Lost Highway eigentlich ohne Handy? Und was wre Dial M for Murder ohne den Anruf zum Mord? - Oft fllt uns das Telefon auf der Leinwand gar nicht mehr auf, obwohl es nicht selten der heimliche Hauptdarsteller vieler Filme ist. Gerade im Zeitalter der ubiquitren, veralltglichten Mobiltelefonie ist es als filmisches Objekt ein hochprsentes Element der Handlungsdynamik. Was aber macht das Telefon fr den Film seit jeher so besonders?Esther Lulaj rekonstruiert die Bedeutungsaspekte und Funktionen des Telefon(ieren)s in zehn ausgewhlten Spielfilmen zwischen Stummfilmperiode und Gegenwart. Sie zeigt auf, dass dem Telefon als Kommunikationsinstrument und technischer Wahrnehmungsprothese des Menschen eine genuine Ambivalenz zukommt, die die Dramaturgie wie auch die visuell-akustische Gestaltung von Spielfilmen zu vielfltigsten sthetischen und medial reflexiven Bedeutungskomplexen anregt. Wer htte gedacht, dass ein simpler technischer Apparat die verschiedensten Stimmungen potenzieren, den Film in die erdenklichsten Richtungen fhren, jederzeit Handlung auslsen und die unterschiedlichsten Sequenzen miteinander verbinden kann?Lulaj zeigt in ihrer Studie anschaulich, welche Folgen das Abnehmen oder Ablehnen eines klingelnden Telefons haben kann, wie eine Telefonverbindung zum rettenden Draht oder zur verhngnisvollen Kupferschlinge wird, wie der Fernsprecher Distanzen berwindet und im selben Moment aufbaut, wie er dem Anrufer Macht verleihen und den Angerufenen gleichzeitig in tiefe Ohnmacht strzen kann - und umgekehrt. Die Autorin stellt dazu zunchst die Technikgenese und Kulturgeschichte des Telefons dar, seinen historischen und kulturellen Hintergrund, um dann eine detaillierte Analyse der vielfltigen Funktionen des Telefons im Spielfilm vorzulegen. Mit ihrer Studie richtet sie sich an Film-, Medien- und KulturwissenschaftlerInnen. Und an alle, die mit Telefon ins Kino gehen.