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Sozialistische V lkerfreundschaft, nationaler Widerstand oder harmloser Zeitvertreib? Zur politischen Funktion der Volkskunst im sowjetischen Estland. : Mit einem Vorwort von Andreas Kappeler
Bok av Andreas Kappeler
Die Singende Revolution" im Baltikum leitete den Zusammenbruch der UdSSR ein. Die groen, folkloristisch geprgten,baltischen Sngerfeste - Namensgeber der Revolution - wurdenauch hierzulande als kraftvoller Ausdruck desWunsches nach Unabhngigkeit deutlich wahrgenommen. 20 Jahre nach dem Hhepunkt der nationalen Folklorewelle verwundern die immer noch berdurchschnittliche Prsenz von Folklore im Alltag und die vielen Kontinuitten, welche eine ambivalente sowjetische Folklore- und Nationalittenpolitik im neuen Nationalstaat Estland hinterlassen hat.Die Frage stellt sich, wie diesowjetische Volkskunstpflege ihr kommunistisches Image ablegen und - als echt estnisch" anerkannt - beinahe unverndert weiterbestehen konnte und warum gleichzeitig das Thema Volkskultur" bis heute nichts an seiner Relevanz fr die Identitt der baltischen Vlker verloren hat. Zur Beantwortung dieser Fragen geht die Arbeit zurck in die Goldene Zeit" der sowjetestnischen Volkskunstpflege um das Jahr 1970 und richtet ihren Fokus auf die gelebte Praxis. Sie schildert den institutionellen Aufbau und dessen Einfluss auf die Werthaltung der Menschen, beschreibt die ideologischen Regeln und wie diese umgangen bzw. zurechtgeformt wurden und erffnet den Blick auf eine zu dieser Zeit entstehende Folkloreprotestbewegung.Damit beschreitet die Arbeit wissenschaftliches Neuland, deren Erkenntniswert weit ber Estland und die Folklorethematik hinausgreift. Als Teil des gesamtsowjetisch gleichen Modells der institutionalisierten und monopolisierten Freizeitgestaltung prgte das Laienkunstsystem" den Alltag von Millionen von Menschen im sowjetischen Machtbereich, dessen Fortwirken in weiten Teilen Osteuropas bis heutesprbar ist.