Teamzusammensetzung und interdependente Koordinationsformen unter kritischen Handlungsbedingungen

Die Einflüsse der Teamzusammensetzung und interdependenter Koordinationsformen unter kritischen Handlungsbedingungen auf die Arbeits- und Teamleistung wurden in der Vergangenheit insbesondere in Bezug auf Operationsteams in der Notfallmedizin und Cockpitbesatzungen in der Luftfahrt untersucht. Das Zusammenwirken von Experten und Spezialisten in militärischen Teams sowie die dabei maßgeblichen Zusammenhänge und Abhängigkeiten stellen hingegen einen noch wenig erforschten Bereich dar. Nichtsdestotrotz sind militärische Einsätze durch die Unvorhersehbarkeit der Ereignisse einschließlich potentieller Bedrohungen als kritische Situationen anzusehen, in denen es auf ein effektives und effizientes Zusammenwirken der Teammitglieder ankommt.In der vorliegenden Arbeit sollten die in militärischen Teamprozessen relevanten Einflussfaktoren in Bezug auf die Zusammensetzung von Teams sowie für den Teamerfolg entscheidende Handlungs- und insbesondere Kommunikations- und Koordinationsstrategien identifiziert werden. Im Rahmen einer sozialpsychologischen Studie wurden insgesamt 28 militärische 3Mann-Teams der Bundeswehr beim Bearbeiten einer durch Situationen variierenden Standardisierungsgrades und Komplexität gekennzeichneten militärischen Mission beobachtet. Zur anschließenden Prozessanalyse hinsichtlich interdependenter Koordinationsformen wurden Videoaufzeichnungen der Teams im Rahmen einer simulierten Einsatzmission angefertigt. Ferner kamen strukturanalytische Fragebögen zum Einsatz, um aufgaben- und sozialspezifische Aspekte der Teamarbeit und -zusammensetzung aufklären zu können.Mit der sozialpsychologischen Analyse und Beschreibung der Teamzusammensetzung und der interdependenten Koordinationsformen unter kritischen Handlungsbedingungen trägt die vorliegende Arbeit im Wesentlichen zum besseren Verständnis der Handlungs- und Kommunikationsprozesse militärischer Teams von Fachexperten bei, gibt aber auch Hinweise darauf, wie geeignete Verhaltens- und Koordinationsmuster für reale Einsatzsituationen effektiv trainiert werden können. Durch die Kombination von standardisierten Fragebögen und qualitativen Daten bietet diese Studie eine große Bandbreite an Ergebnissen, welche für die Ableitung von Empfehlungen für militärisches Personal beim Umgang mit unerwarteten Ereignissen dienen könnten. Es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Kooperationsprozesse kleiner Teams von Experten und Spezialisten dauerhaft positiv beeinflusst und der Hauptfaktor für Fehler - der Human Factor - effektiv adressiert werden können. Des Weiteren könnten auf dieser Grundlage Empfehlungen für die ergonomische Gestaltung zukünftiger Führungs- und Informationssysteme formuliert werden.