Effekte und Potentiale der sozialen Realitätsbildung unter dem Einfluss des hierarchischen Status in der Kommunikation über nicht-personale Einstellungsobjekte in Organisationen

Bok av Sonja Lang
In der heutigen Welt, die zunehmend von umfassender Vernetzung und globalem Austausch gekennzeichnet ist, erhält eine erfolgreiche und bedeutungsvolle zwischenmenschliche Kommunikation, von der alle beteiligten Kommunikationspartner profitieren können, eine besondere Relevanz. Besonders wenn Unsicherheit hinsichtlich der Einschätzung eines bestimmten Themas, Gegenstandes oder einer Person besteht, steigt das Bedürfnis nach sozialem Austausch und Verifikation der Erfahrungsinhalte. Unter bestimmten Bedingungen wird durch den sozialen Austausch jedoch nicht nur die eigene Unsicherheit überwunden, sondern sogar die Sichtweise des Kommunikationspartners als Aspekt der Realität in die eigene Interpretation der Wirklichkeit integriert und dem Kommunikationspartner ein höheres Vertrauen gegenüber erbracht. Die Theorie der sozialen Realitätsbildung beschreibt diese Prozesse, die einen weitgreifenden Einfluss auf das heutige gesellschaftliche Leben haben. Es gibt jedoch bestimmte Bedingungen, die die Entstehung einer sozialen Realität begünstigen oder verhindern können. So wird nicht jeder Kommunikationspartner aufgrund seiner individuellen Eigenschaften (z.B. Gruppenzugehörigkeit, individuelle Interessen und Aktivitäten, Bildungsstand, kulturelle Herkunft) als hinreichend ähnlich und damit als subjektiv nicht relevant genug wahrgenommen, um mit ihm eine soziale Realität zu bilden. Das Saying-is-Believing Paradigma bietet den geeigneten Rahmen, um diese Prozesse empirisch genauer zu untersuchen. Saying-is-Believing Effekte sind hierbei als Einfluss von adressatenorientierter Kommunikation auf spätere kognitive Repräsentationen des Kommunikationsgegenstandes zu verstehen und konnten als indikativ für eine soziale Realitätsbildung belegt werden. In der Vergangenheit konnten die weitreichenden Folgen von sozialen Realitätsbildungsprozessen in empirischen Studien aufgezeigt werden. Es gilt aber weiterhin, die zugrunde liegenden Bedingungen dieser Prozesse (wie z.B. epistemische und affiliative Motive) differenziert zu betrachten, den Geltungsbereich der Theorie näher zu bestimmen und die bedingenden Faktoren zu identifizieren.Besonders in der heutigen Arbeitswelt ist ein kommunikativer hierarchieübergreifender Austausch, dem die beteiligten Kommunikatoren eine persönliche und tiefgreifendere Bedeutung zumessen, von erheblicher Relevanz. Eine adäquate und gleichberechtigte innerbetriebliche Kommunikation, die beispielsweise durch Faktoren, wie interpersonellem Vertrauen gekennzeichnet wird, ist für jedes einzelne Mitglied der Organisation und dadurch letztendlich für das gesamte Unternehmen essentiell. Es konnte in der Vergangenheit aber bereits in empirischen Studien belegt werden, dass wahrgenommene berufliche Statusunterschiede die Bildung einer sozialen Realität verhindern können.Die Schwerpunkte der vorliegenden Arbeit lagen deswegen darauf, in drei computergestützten Experimenten zu untersuchen, (1) wie sich berufliche Hierarchieunterschiede auf eine soziale Realitätsbildung auswirken, (2) erstmalig den Inhalt der adressatenorientierten Kommunikation über ein nicht-personales Einstellungsobjekt (und nicht wie in den bisherigen Untersuchungen im Saying-is-Believing Paradigma über eine zu beschreibende Zielperson) verlaufen zu lassen, (3) Möglichkeiten einer Intervention zu explorieren, unter denen auch mit Menschen eine soziale Realität gebildet wird, die aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften im Normalfall nicht zugelassen werden und (4) die Bedeutung der epistemischen und affiliativen Motive für die Bildung einer sozialen Realität näher zu untersuchen.In der ersten Untersuchung dieser Arbeit wurden die Auswirkungen von wahrgenommenen beruflichen Statusunterschieden im Sinne einer empfundenen sozialen Distanz auf die Bildung einer sozialen Realität erstmalig in der Kommunikation über ein nicht-personales Einstellungsobjekt (Assessment-Center) exploriert. Studentische Versuchspersonen hatten hierbei die Aufgabe, entweder mit einem