Auf der Suche nach dem Leitbild : Das situative Prinzip und die städtebauliche Entwicklung der Mittelstadt Gütersloh 1945 - 1969

Bok av Michael Zirbel
Ein Großteil der wissenschaftlichen Literatur zur städtebaulichen Entwicklung ab 1945 legt den Forschungsschwerpunkt auf die Entwicklungen der großen Städte. Die kleineren und mittleren Städte, die innerhalb dieses Zeitrahmens ebenfalls an der wirtschaftlichen Prosperität teilnahmen, bleiben innerhalb des Betrachtungszeitraumes weitestgehend unberücksichtigt. Mit der Untersuchung der Mittelstadt Gütersloh soll ein Teil des Forschungsdesiderats "Mittelstadt" abgedeckt und die wichtigsten Entwicklungslinien der heutigen Kreisstadt dargestellt werden.Ziel der Arbeit war es, herauszufinden, welches städtebauliche Leitbild der Stadtentwicklung von Gütersloh in den Jahren 1945 bis 1969 zugrunde gelegt wurde. Da sich im Zuge der Untersuchung herausstellte, dass sich ein Leitbild in einer konsistenten, durchgängigen Form nicht erkennen ließ, wurde der Auftrag um die Suche nach den Prinzipien erweitert, an denen sich die Stadtentwicklung von Gütersloh orientiert hat.Um sich dem Forschungsgegenstand zu nähern, wurde in einem einleitenden ersten Teil der aktuelle Stand des Begriffes Leitbild erörtert. Dabei wurde ein historisch belegter Bogen von der kleinen Stadt als Idylle bis zur großen Stadt als Bedrohung gezogen. Um die städtebaulichen Entwicklungen ab 1945 werten zu können, wurden die davor liegenden Entwicklungsperioden des 19. Jahrhunderts bis 1918, 1918 - 1933 und 1933 - 1945 beschrieben. Ausführlicher werden die danach folgenden Perioden erörtert und eingeteilt in die Phasen 1945 - 1949 (Orientierung), 1950 - 1959 (Wiederaufbau und Konsolidierung) und 1960 - 1969 (prosperierendes Jahrzehnt und erste Krisen). Dabei wurde die fachliche Sicht ergänzt um davor gesetzte Skizzen der gesellschaftlich-politischen Situation, von der Stadtentwicklung und die Entwicklung von Leitbildern nicht gelöst werden können. Die Einbindung zivilgesellschaftlicher Perspektiven war tragendes Element der Arbeit.Die städtebauliche Entwicklung von Gütersloh wurde anschließend anhand der städtebaulichen Planungen, des Wohnungsbaus, der Bodenwirtschaft, der Verkehrsplanung sowie der Planungen für die Innenstadt und das Rathaus beschrieben.Im Ergebnis wurde festgehalten, dass die Stadt Gütersloh in den Jahren 1945 - 1969 nicht einem eigenen Leitbild folgte. Dennoch waren deutliche Kongruenzen zu den jeweils herrschenden Leitbilder der "gegliederten und aufgelockerten Stadt", der "autogerechten Stadt" und der "Urbanität durch Dichte" erkennbar. Ohne eigenes Leitbild folgte Gütersloh in "schöpferischer Nachbildung" der in Form übergeordneter Leitbilder anerkannten Prinzipien der Stadtentwicklung. Sie verband dies mit einem eigenen "situativen Prinzip", das der Erfüllung jeweils unmittelbarer Aufgaben diente. Dies waren zu großen Teilen der Wohnungsbau, die Verkehrsplanung und der Wiederaufbau und Umbau der Innenstadt.