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Deutsch-kubanische Arbeitsbesprechungen : Eine gesprächsanalytische Studie zu gedolmetschter Kommunikation in internationalen Hochschulkooperationen
Bok av Mareike Martini
Internationale Hochschulkooperationen sind ein Fall von interkultureller und interinstitutioneller Kooperation. Beide Faktoren bringen spezifische Aufgaben und Probleme mit sich, die die Kooperationstreffen für die Beteiligten oft überraschend, mühsam oder irritierend machen. Besonders ausgeprägt sind interkulturelle und institutionelle Differenzen, wenn die Kooperation zwischen zwei Hochschulen aus ganz unterschiedlichen kulturellen Regionen und aus verschiedenen politischen Systemen stattfindet. Dies ist bei der untersuchten deutsch-kubanischen Hochschulkooperation, aber auch bei anderen vergleichbaren Projekten der Fall.
Kooperationen zielen zwar auf Forschung oder, wie im vorliegenden Fall, auf die Errichtung technischer Infrastrukturen ab. Eine Kooperation als solche wird aber als Kommunikationsprozess gelebt. Vor dem Hintergrund der ausgiebigen teilnehmenden Beobachtung eines deutsch-kubanischen Projekts wurden mehrere Serien authentischer Kooperationsbesprechungen aufgenommen und mit der Methode der ethnografischen Gesprächsanalyse untersucht. Hierbei kristallisierten sich sechs kommunikative Gattungen heraus, die die kommunikative Architektur des Kooperationsprojekts ausmachen. Hinter vermeintlicher Kulturdifferenz verbergen sich oft noch anders gelagerte Problemquellen. So führen neben den divergierenden Diskursstilen auch die unterschiedlichen institutionellen Rahmenbedingungen der Projektpartner, die Geber-Nehmer-Asymmetrie und die unterschiedlichen Erwartungshaltungen an die Ziele der Kooperation zu Erwartungsdiskrepanzen und Redundanzen in den analysierten deutsch-kubanischen Arbeitsbesprechungen.
Wie bei vielen interkulturellen institutionellen Besprechungen handelt es sich um gedolmetschte Kommunikation. Die Gesprächsanalysen zeigen, welch immensen Einfluss die Sprachmittler auf die Interaktionsverläufe haben, und zwar ungeachtet der Frage einer richtigen oder falschen Übertragung. Sie kommen unweigerlich in die Position, selbst interkulturell mitteln zu müssen. Sie agieren nicht einfach als transparentes Übertragungsmedium, sondern treffen Entscheidungen über den Bedarf an Dolmetschung, initiieren Klärungssequenzen zur Herstellung von relevanten und verständlichen Informationen, nehmen Korrekturen vor, sichern aktiv Verständnis ab und zeigen selbst ihre Einstellungen zur Dolmetschung und zu den Ausgangsbeiträgen an. Sprachmittler greifen oft stillschweigend und unbemerkt in die Herstellung von Verständigung und in die Verhandlung um die Anerkennung der Positionen der primären Interaktionspartner ein, indem sie bei der Übertragung verschiedene Verfahren der Modifikation des Ausgangsbeitrags benutzen. So adaptieren sie die Dolmetschungen systematisch in inhaltlicher, handlungs- und beziehungsbezogener Hinsicht an die Relevanzen, die sie selbst im Gesprächsprozess erkennen. Es konnten verschiedene übergreifende Strategien festgestellt werden, denen die untersuchten Sprachmittler bei dieser Adaptation folgen.