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Technikmacht und Todesfurcht : Zum Beruf und Selbstverständnis von Onkologen
Bok av Hannes Friedrich, Susanne Stemann-Acheampong, Michael Röslen
Krebserkrankungen stellen heute die zweithäufigste Ursache für die Sterblichkeit in der Bevölkerung dar, es ist zu erwarten, dass sie bald die Herz-Kreislauferkrankungen - als bisher häufigste Todesursache - abläsen wird und an die erste Stelle tritt. Das kennzeichnet den besonderen Charakter der Onkologie: Auf der einen Seite hat sie in den letzten 40 Jahren unbestreitbar große Erfolge erzielt in Bezug auf Früherkennung, Diffentialdiagnostik und Therapie der verschiedensten Tumorerkrankungen, wobei es der Onkologie auch gelang, viele Tumorerkrankungen von einer tödlichen in eine chronische Erkrankung zu verwandeln. Dies alles konnte mit der Entwicklung hoher technischer schulmedizinischer Effizienz, die auch immer stärker das Handeln der Onkologen prägt, erreicht werden. Auf der anderen Seite stagniert die Entwicklung, es gelingen kaum noch durchschlagende Erfolge, mit der demografischen Veränderung nimmt die Zahl der Krebserkrankungen und auch die Mortalität durch Tumorerkrankungen zu. Das stellt die Onkologie vor ein Dilemma, auf der einen Seite ist sie geprägt durch die Effizienz einer medizinischen Technologie, auf der anderen Seite ist sie immer wieder konfrontiert mit einer gewissen Ohnmacht und vor allem der immer wieder mit der Metapher "Krebs" verbundenen Vorstellung von Zerstörung und Tod.Die vorliegende Studie untersucht die Onkologie als medizinische Fachdisziplin, in der Krebsärzte nach ihrem Selbstverständnis im Umgang mit Krebs befragt werden. So werden die Einschätzung der Krebserkrankung, die Erfolge und Misserfolge, die Möglichkeiten einer weiteren Verbesserung, die Grenzen der Therapie, die Rolle der medizinischen Technik, die Einstellung zu den nicht-technischen Seiten der Onkologie in Gestalt von psychosozialen Arzt-Patient-Interaktionen sowie die Rolle von alternativen Behandlungsansätzen untersucht. Auch die Beurteilung der ökonomischen und politischen Einwirkungen auf die weitere Entwicklung der Onkologie wird untersucht, wie auch die Position der onkologischen Disziplin innerhalb der Medizin und der damit verbundenen organisatorischen Probleme in Bezug auf die Versorgung innerhalb des Gesundheitssystems. Veränderungen der gesellschaftlichen Erwartungen an das Fach "Onkologie" und das Bild der Onkologie in der Öffentlichkeit in der Wahrnehmung der Onkologen werden ebenfalls beschrieben. Es ergibt sich ein vielschichtiges und differenziertes Bild der Onkologie als einer Profession zwischen Technikmacht und Todesfurcht.***A. Einleitung: Schwierigkeiten bei der Bestimmung der fachlichen Gestalt der Onkologie ***B. Zentrale Aspekte des Forschungsstandes **I. Die Krankheit Krebs *1. Die Vielgestaltigkeit der Krebserkrankungen und ihrer Behandlung *2. Das einheitliche Bild vom Krebs **II. Die naturwissenschaftliche Orientierung der medizinischen Onkologie: Perspektiven und Dilemmata *1. Der objektivierende Zugriff auf den Körper und seine Auswirkungen *2. Das Problem von Lebenszeit und Lebensqualität *3. Das Problem der Krankheitsdefinition "Krebs" *3.1 Das Problem der Prävention *3.1.1 Die unzureichende Ausrichtung auf Primärprävention und Salutogenese *3.1.2 Früherkennung *3.2 Die Ausrichtung auf das Individuum *4. Das utopische Moment und seine Auswirkungen *4.1 Hoffnung erhalten - auf welcher Grundlage? *4.2 Die Unterscheidung von "Wahrheit" und "Wahrhaftigkeit" *4.3 Resultierende Belastungen **III. Die Zwiespältigkeit des professionellen ärztlichen Selbstverständnisses *1. "Arzt" und "Mediziner" *2. "Professionelle Existenz" oder "berufliche Arbeit"? **IV. Die kommunikative Kompetenz des onkologischen Arztes *1. Der Erwerb von kommunikativer Kompetenz *2. Die Psycho-Onkologie **V. Neuere Entwicklungen in den Rahmenbedingungen der onkologischen Handlungsfelder *1. Nicht-technische Verbesserungspotentiale in der Onkologie: Die Organisation der technisch-therapeutischen Möglichkeiten *1.1 Qualitätsmanagement und