Thilo Droste: Ego : Kat. Kunstverein Augsburg

Bok av Paul Brodowsky
Den erstaunlichen Arbeiten von Thilo Droste nähert man sich beinahe ratlos, bis er einen an die Hand nimmt und in seine gar nicht so verklausulierte Welt führt. Den ersten umfassenden Ausstellungskatalog des in Berlin ansässigen süddeutschen Künstlers (*1977) eröffnet das Foto einer Granitplatte: DEM UNBEKANNTEN KÜNSTLER. Das schafft einen schönen Kontrast zur Gedenkmedaille für Hans Holbein d. Ä. am Eingang des Holbeinhauses, in dem der Augsburger Kunstverein eine Einzelausstellung Thilo Drostes ausrichtet. Die kann bei der Vernisage nur betreten, wer die Traute besitzt, über eine lose ausgelegte 25 qm große Spiegelglasfläche zu gehen; ansonsten bleibt nur der Hintereingang. Jenseits der Spiegelfläche steht ein Tisch, darauf altes, ausgemustertes Porzellan, also das klassische Werkzeug des Polterabends. Im Katalog überschreibt Thilo Droste die dazugehörige Bildstrecke mit einem feinen Zitat von Ambroce Bierce: »Es gibt zwei Arten von Missgeschick: das eigene Pech und das Glück der anderen.« Die kleine Bildstrecke »OMEN EST NOMEN« bzw. »Wallpaper« zeigt die Fotografie eines Graffitis: + \ O, das Thilo Droste unter Hinzufügung eines H, eines . auf dem \ und eines L in seinen Vornamen crosst und damit gegen den Ehrenkodex der Sprayer verstößt. Anderntags sind das H, der . und das L übermalt. Thilo Droste überklebt das Wandstück mit einer Motiv-Tapete: Backstein. Wieder einen Tag später ist diese abgerissen und mit der Nachricht versehen: IT FELT LIKE A KISS; die Décollage hängt nun im Ausstellungsraum. Seitdem die Affichisten, Popartisten, Minimalisten und Konzeptualisten den ursprünglichen Bedeutungen der behandelten oder benutzten Dinge jeweils einen Schubs gegeben, ihnen mitunter auch eine Delle zugefügt haben, wird die Sache mit der Anverwandlung im Stillen betrieben. Thilo Droste kann diese um erstaunliche Varianten erweitern und findet zu einem Künstler-Ich zurück, das Spaß am Beobachten und Austüfteln hat. Dazu hat er folgendes Zitat parat: »Ein Augenblick des Glücks wiegt Jahrtausende des Nachruhms auf.« - Es stammt von Friedrich II. Ausstellung:Kunstverein Augsburg, 28/6-31/8/2014