Islam in Europa, Revolten in Mittelost. : Islamismus und Genozid von Wilhelm II.und Enver Pascha über Hitler und al-Husaini bis Arafat, Usama Bin Ladin und Ahmadinejad sowie Gespräche mit Bernard Lewi

Bok av Wolfgang G. Schwanitz
Fünf vor zwölf Dieses Buch lotet den Islam in Europa und die Revolten in Mittelost aus. Einer angelsächsischen Art folgend, zählt zur Region "Mittelost" stets auch "Nahost". Dabei geht es um die Räume in Nordafrika, West- und Mittelasien, die gleichermassen und vorranging durch den Islam geprägt worden sind. Und umgekehrt sind viele Aussagen auf West- und Mitteleuropa bezogen. In Osteuropa ist die Entwicklung und Lage etwas anders, aber nicht so verschieden, dass es hier völlig ausgeklammert werden sollte oder könnte. Die Wahlsiege der Islamisten in Mittelost führten zu einer gefährlichen Weltlage. Ihr National- und Globalislamismus geht in Amerika, Mittelost und Europa um. Ich erhelle das Werden dieser Ideologie. In dreihundert Jahren wollten Islamisten ihren je "wahren" Islam vor der euroamerikanischen Moderne bewahren und ihre Herrschafts- und Weltmachtansprüche umsetzen. Sie sind nun einen grossen Schritt weiter gekommen. Obzwar sie ein Spektrum von Salafisten über Moderate bis Modernisten aufweisen, eint sie das Streben nach Islamstaaten mit mehr oder weniger Sharia. Sie suchen globale Unionen im Sultanat, Emirat oder Kalifat. Dabei betreiben sie offene und verdeckte Jihadarten gegen Andere wie Liberalmuslime.Viel berichten die Medien dazu. Niemand hat indessen systematisch Zusammenhänge zwischen den drei Erdregionen erforscht. Hier erfährt der Leser drei Neuheiten. In den jüngsten beiden Jahrhunderten wird erhellt, wie der Islamismus in Europa und in Mittelost aufkam, wie ihn die Berliner Islampolitik gegen die Rivalen in der Welt- und Kriegspolitik in Mittelost benutzt hat. Dies zeige ich im deutschen Fall in einem ersten Überblick anhand der Beziehungsgeschichte zwischen Amerika, Mittelost und Mitteleuropa. Die engere Synopse erfasst über 100 Jahre zwischen 1896, als der Kaiser seine Berliner Islampolitik ersann, bis 2012, als das Revoltenjahr in Mittelost im Wahlsieg der Islamisten endete. Das Buch lotet erstmals die Islampolitik der deutschen Reiche und Republiken aus: im Kaiserreich, in der Weimarer Zeit, in Weltkriegen, im Kalten Krieg bis in die Gloablära. Dies ist eine knappe Umschau zu den tiefen Linien der fünf Perioden. Sie führen zum Islamismus in Europa und den Revolten in Mittelost. Auch in der Globalära sind sie beunruhigend, geht es doch nicht nur um die Verbindungen von Islamismus und Genozid in den beiden Weltkriegen oder wie Deutsche und Osmanen sowie Nazis und Islamisten dies benutzten. Sondern auch um die Gegenwart, zumal gewisse Wiederholbarkeiten nicht ausgeschlossen sind.Da ich dies seit drei Dekaden in der regionalhistorischen Komparatistik erforsche, flossen meine Befragungen von zwei Dutzend Kollegen als Zeitzeugen ein. Um Tiefe und Spannbreite im Islamismus darzustellen, bezog ich auch ein Dutzend Gespräche mit ein, die ich mit dem Princetoner Islam- und Mittelosthistoriker Bernard Lewis seit 1991 periodisch und dann seit dem Millennium jährlich geführt habe. Der Fokus dieser Millenniumsgespräche, darunter 2004 bis 2008 in der Berliner "Die Welt" mit der These "Europa wird islamisch" jährlich edierte, liegt darauf, was Islamismus in Europa und Mittelost bedeutet. Da diese Gespräche in Auszügen oder voll in bis zu einem Dutzend Sprachen übertragen und weltweit besprochen worden sind, schoben sie mit einen globalen Diskurs an. In diesem Buch geht es vorrangig um Europa und Mittelost, und wo nötig, auch um Amerika - also um ein welthistorisches Regionaldreieck. Im ersten Kapitel geht es um die amerikanische und europäische Resonanz auf die Lewis-Gespräche bis 2008. Es umreisst das Gesprächsecho aus der jüngsten Islamdebatte zum "islamischen Europa bis 2100". Da ein Manko in der solide erforschten Beziehungsgeschichte besteht, stellte ich dieses Echo in die