Begegnungen mit dem Camp de Rivesaltes : Zur Geschichte eines Internierungslagers in Südfrankreich 1939-2007

Bok av Gisela Friedemann
Im Verlaufe von fünf Besuchen im ehemaligen Internierungslager Rivesaltes entstand nach und nach eine Fotodokumentation und damit verbunden eine Annäherung an die Lebensbedingungen und Schicksale der Menschen, die dort in den Jahren des zweiten Weltkrieges und danach interniert waren. Auch ließ mich der Gedanke nicht los, wie viel oder wie wenig Verständnis und Unterstützung heutige Flüchtlinge in Europa erfahren, vor allem in Deutschland, aus dem während der Herrschaft der Nationalsozialisten zahllose Menschen flüchten mussten und in anderen Ländern und Kontinenten aufgenommen wurden. Spanische Bürgerkriegsflüchtlinge, vertriebene Roma aus dem besetzten Elsass, Künstler, Literaten, Kommunisten, Juden aus Deutschland und ganz Europa fanden sich nach ihrer Flucht in den südfranzösischen Lagern wieder. In Rivesaltes konnten zu gleicher Zeit ca. 18 000 Personen unterkommen. Sie gerieten von hier aus in die Vernichtungslager der Nationalsozialisten oder landeten in Zwangsarbeiterlagern. Einem Teil gelang von Südfrankreich, auch von Rivesaltes aus, die Flucht in ein sicheres Land. In den 60er Jahren wurden Harki aus Algerien in Rivesaltes interniert. Ab 1986 war Rivesaltes ein Abschiebelager für illegal eingereiste Flüchtlinge. Erst 2007 schloss die französische Regierung das Lager.Rivesaltes. Eine große Tragik ging von dem verlassenen Ort aus. Die teils zusammengebrochenen und zerfallenden Baracken hatten einmal Menschen beherbergt, deren Leben ebenso zerbrochen und zerstört wurde, wie ihre Behausungen zu Ruinen geworden waren. Zwischen 1994 und 2015 besuchten mein Mann und ich das ehemalige Lager. Von diesen Besuchen und unseren Eindrücken will ich berichten.