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Analyse der agonistischen Interaktionen bei der Gruppierung von Sauen mit oder ohne Eber
Bok av Anna-Catrin Borberg
Bei der Gruppenbildung kommt es durch die biologisch notwendige Ausbildung einer Rangordnung zu teilweise heftigen agonistischen Interaktionen (AI) zwischen den Sauen. Der Stress einer Gruppierung kann das Absterben einzelner Embryonen oder sogar den Verlust des ganzen Wurfes verursachen, was die Rentabilität der Ferkelproduktion senkt.
Ziel der eigenen Untersuchungen war es, das Entstehen der Rangordnung in einer achtköpfigen Sauengruppe zu analysieren und mögliche Auswirkungen eines Ebers auf die Rangkämpfe nachzuweisen.
In die eigenen Untersuchungen konnten 26 Gruppen mit je 8 Sauen einbezogen werden, die in der videoüberwachten Stimu-Bucht der Lehr- und Forschungsstation Oberer Hardthof der JLU Gießen gruppiert wurden. Je Gruppe wurden 2 Aufstallungen für je 48 h analysiert. Die 1. Aufstallung erfolgte direkt nach dem Absetzen alternierend mit oder ohne Eber, die 2. Aufstallung wurde im Anschluss an den 4-wöchigen Aufenthalt im Deckzentrum durchgeführt, immer ohne Eber. Vor und nach jeder Aufstallung wurden die Tiere auf Verletzungen hin bonitiert. Bei der Auswertung wurden Angriffe und Kämpfe so notiert, dass die Rangposition (RP) jeder Sau ermittelt werden konnte. Für jede Gruppe wurden verschiedene soziometrische Kenngrößen berechnet.
Je Gruppe wurden im Mittel in den 48 h der Gruppierung 199,3 AI ausgefochten. Zu Beginn der Gruppierung war die Frequenz von AI am höchsten. Auf die soziometrischen Kenngrößen nahm die Anwesenheit des Ebers keinen Einfluss. Die Zahl der AI wurde im Wesentlichen von dem Stallklima sowie der Anzahl bekannter Dyaden beeinflusst.
Auf Ebene des Einzeltiers betrachtet wurden in der 1. Aufstallung 50 AI je Sau ausgefochten, davon 10,7 % Kämpfe. Auf die Zahl der AI sowie die Häufigkeit und Schwere der Verletzungen bei den Sauen hatte die Präsenz eines Ebers keine Auswirkungen, allerdings wurde die Zahl der Kämpfe bei Anwesenheit des Ebers um etwa 40 % gesenkt. Die Zahl der AI wurde durch eine steigende Zahl bekannter Sauen signifikant gesenkt und mit ihr der Verletzungsgrad. Es zeigte sich, dass rangniedere Sauen (RN) signifikant mehr Verletzungen durch die Gruppierung erlitten als ranghohe (RH). Die RN-Sauen, die ohnehin in der Tendenz weniger lebend geborenen Ferkel (LGF) hatten, reagierten auf die Anwesenheit eines Ebers mit tendenziell schlechteren Leistungen.
Kämpfe traten wesentlich häufiger zwischen rangnahen Sauen auf, Angriffe seltener. Über 60 % der Angriffe und 40 % der Kämpfe wurden von RH-Sauen gegen RN-Sauen geführt.
Kämpfe dauerten mit 31,1 Sek. im Mittel etwa 10-mal so lange wie Angriffe ( = 3,0 Sek.). Die Anwesenheit des Ebers konnte die mittlere Kampfdauer um 60 % reduzieren (14,9 vs. 39,6 Sek.).
In den eigenen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass ein Eber nur geringes Interesse an den Rangauseinandersetzungen der Sauen zeigt. Trotz der signifikanten Senkung der Kämpfe sowie deren mittlerer Dauer sind die Einflüsse des Ebers auf das Sozialgefüge der Sauen beschränkt. Tendenziell hatten die RN-Sauen eine schlechtere Fruchtbarkeitsleistung bei der Gruppierung unter Anwesenheit eines Ebers. Weiterhin konnte nachgewiesen werden, dass RN-Sauen durch die Gruppierung wesentlich stärker belastet werden als RH-Sauen.
Offen bleibt, wie der Eber zur Reduktion der Kämpfe und Kampfdauer beigetragen hat. Das System Stimu-Bucht muss vor allem zum Schutz der RN-Sauen weiter verbessert werden.