Liknande böcker
Berliner Märztage 1848
Bok av Theodor Fontane
50 Seiten mit 3 Abbildungen, Deutsche Märzrevolution in Berlin. Ein Augenzeugenbericht von THEODOR FONTANE. Wortgetreue Transkription des OriginaltextesDer achtzehnte März (18. März 1848) - Der andere Morgen (19. März 1848) - Die "Proklamation". "Alles bewilligt". Betrachtungen über Straßenkämpfe. Leopold von Gerlachs Buch - Der einundzwanzigste März - Auf dem Wollboden. Erstes und letztes Auftreten als Politiker - Nachspiel. Berlin im Mai und Juni 1848."Seitdem ich das Nachstehende schrieb, hat die fünfzigjährige Wiederkehr des achtzehnten März eine ganze Literatur gezeitigt, Altes ist neu hervorgesucht, Neues von damals Beteiligten niedergeschrieben worden. Aber von einem Aufhellen der Ereignisse keine Rede; das Dunkel und die Widersprüche werden auch bleiben. Schon der gegenseitige Parteistandpunkt schließt das Licht aus; man will dies Licht nicht einmal."Theodor Fontane 1898.18. MÄRZ 1848 (LESEAUSZUG von THEODOR FONTANE): --- Die Jungsche Apotheke, Ecke der Neuen Königs- und Georgenkirchstraße, darin ich den 18. März erleben sollte, war ein glänzend fundiertes Geschäft, aber von vorstädtischem Chrakter, so daß das Publikum vorwiegend aus mittlerer Kaufmannschaft und kleineren Handwerkern bestand. Dazu viel Proletariat mit vielen Kindern. Für letztere wurde seitens der Armenärzte meist Lebertran verschrieben, damals, vielleicht auch jetzt noch, ein bevorzugtes Heilmittel und ich habe während meiner ganzen Apothekerlaufbahn nicht halb soviel Lebertran in Flaschen gefüllt wir dort innerhalb weniger Monate. Dieser Massenverbrauch erklärt sich dadurch, daß die durch Freimedizin bevorzugten armen Leute gar nicht daran dachten, diesen Lebertran ihren mehr oder weniger verskrofelten Kindern einzutrichtern, sondern ihn gut wirtschaftlich als Lampenbrennmaterial benutzten. Außer dem Tran wurde noch abdestilliertes Nußblätterwasser, das kurz vorher durch Dr. Rademacher berühmt geworden war, ballonweise abgegeben; ich kann mir aber nicht denken, daß dieses Mittel viel geholfen hat. Wenn es trotzdem noch in ansehen stehen sollte, so will ich nichts gesagt haben. Der Besitzer der Jungschen Apotheke, der bekannten gleichnamigen Berliner Familie zugehörig, war ein älterer Bruder des um seiner vorzüglichen Backware willen in unserer Stadt in freundlichem Andenken stehenden Bäckers Jung, Unter den Linden. Beide Brüder waren ungewöhnlich schöne Leute, schwarz, dunkeläugig, von sofort erkennbarem französischem Typus; sie hießen denn auch eigentlich Le Jeune, und erst der Vater hatte den deutschen Namen angenommen. Es ließ sich ganz gut mit ihnen leben, soweit ein Verirrter, der das Unglück hat, sich für das Percy s Relics of ancient English Poetry (Sammlung altenglischer Gedichte) mehr als für Sarsaparillawurzel zu interessieren, mit Personen von ausgesprochener Spießbürgergesinnung überhaupt gut leben kann. Aber freilich, mit der Kollegenschaft um mich her stand es desto schlimmer, die Betreffenden wußten nicht recht, was sie mit mir anfangen sollten, und als in einem damals erscheinenden liberalen Blatte, das die Zeitungshalle hieß, ein paar mit meinem Namen unterzeichnete Artikel veröffentlicht wurden, wurde die herrschende Verlegenheit nur noch größer. Im ganzen aber verbesserte sich meine Stellung dadurch doch um ein nicht Unbeträchtliches, weil die Menschen mehr oder weniger vor jenem, der zu Zeitungen irgendwelche Beziehungen unterhält, eine gewisse Furcht haben, Furcht, die nun mal für Übelwollende der beste Zügel ist. Wer glaubt, speziell hierlandes, sich ausschließlich mit Liebe durchschlagen zu können, der tut mir leid. Die grotesk komische Furcht vor mir steigerte sich selbstverständlich von dem Tag an, wo die Nachricht von der Pariser Februarrevolution eintraf, und als in der zweiten Märzwoche kaum noch ein Zweifel darüber sein konnte, daß sich auch in Berlin irgendwas vorbereitete, begann sogar die Prinzipalität mich mit einer gewissen Auszeichnung zu behandeln. Man ging davon aus, ich könnte eine