Wachstumsanalyse von Zuckerrüben bei Aussaat im Herbst und im Frühjahr

Bok av Sinje Kluge-Severin
Unter mitteleuropäischen Klimabedingungen ist die langsame Jugendentwicklung und Ausbildung des Blattapparates von Zuckerrüben im Frühjahr der am stärksten ertragsbegrenzende Faktor. Eine frühere Entwicklung der Blattfläche könnte zu einer verbesserten Ausnutzung der Einstrahlung und damit zu einem höheren Ertrag führen. Eine Möglichkeit, die Jugendentwicklung zu fördern und somit den Ertrag zu steigern, wird in einer vorgezogenen Aussaat im Frühjahr bzw. im Herbst gesehen. Aufgrund des frühzeitigen Bestandesschlusses und besseren Ausnutzung der schon intensiven Einstrahlung in den frühen Sommermonaten ist anzunehmen, dass der Ertrag durch die Verlängerung der Vegetationsperiode gesteigert werden kann. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, eine Datengrundlage über die Wachstumsprozesse und die Ertragsbildung von Zuckerrüben bei Aussaat im Herbst und im Frühjahr unter mitteleuropäischen Klimabedingungen zu schaffen. Im Vordergrund stand dabei die Untersuchung der Entwicklung von im Herbst gesäten Rüben vor Winter und im Frühjahr. Dazu wurden in 2005/06 und 2006/07 an zwei Standorten vier Feldversuche mit jeweils drei Aussaatterminen im Herbst (Ende August, Anfang und Ende September bzw. Anfang Oktober) und im Frühjahr (Februar, März und April) durchgeführt. Zur Dokumentation der Wachstumsprozesse und der Qualitätsentwicklung wurden jeweils vier Ernten durchgeführt und die Ertragsdaten mit der Temperatur in Beziehung gesetzt. Anhand der vorliegenden Daten und der physiologischen Prozesse wurden theoretisch mögliche Erträge von nicht schossenden Winterrüben berechnet. Die Aussaat im Herbst führte zu einem zügigen Auflaufen und zu einem maximalen Feldaufgang von 80 bis 90 % bei einer Temperatursumme von 190 Cd. Dagegen liefen die im Februar und März gesäten Rüben nur zögerlich auf und erreichten einen Feldaufgang von maximal 66 % bei einer Temperatursumme von 180 Cd. Dies war auf die im Frühjahr zunächst niedrigen Temperaturen (< 3 C) zurückzuführen, die die Keimung als stark temperaturabhängigen Prozess deutlich verzögerten. Charakteristisch für die Ertragsbildung von Zuckerrüben ist das sekundäre Dickenwachstum, das durch die Ausbildung von Kambiumringen geprägt ist. Durchmesser, Anzahl Kambiumringe und Abstand zwischen den Ringen nahmen sowohl bei im Herbst als auch bei im Frühjahr gesäten Rüben im Vegetationsverlauf kontinuierlich zu, aber auf unterschiedlichem Niveau. Dabei führte ein früherer Aussaattermin sowohl im Herbst als auch im Frühjahr zu den tendenziell höheren Werten. Die im Herbst gesäten Rüben wiesen insgesamt einen deutlich geringeren Durchmesser, eine geringere Anzahl an Kambium-ringen sowie geringere Abstände zwischen den Ringen als im Frühjahr gesäte Rüben auf. Dies kann auf das ab April beginnende Schossen zurückgeführt werden. Insgesamt führte eine Aussaat im Herbst zu einem deutlich höheren Blattertrag, aber geringeren Rübenertrag verbunden mit einem niedrigeren Zuckergehalt und höheren Markgehalt. Der Gehalt an Kalium und Natrium war deutlich höher als bei im Frühjahr gesäten Rüben, während der ?-Amino-N-Gehalt geringer war. Ein früherer Aussaattermin im Herbst führte zudem zu einem höheren Blatt- und Rübenertrag, Zuckergehalt, Markgehalt sowie niedrigeren Gehalt an Kalium-, Natrium- und ?-Amino-N. Bei den im Frühjahr gesäten Rüben traten dagegen meist keine signifikanten Unterschiede zwischen den Aussaatterminen auf. Die Entwicklung der qualitätsbestimmenden Inhaltsstoffe spiegelt bei den im Herbst gesäten Rüben die Akklimatisation der Rüben vor Winter sowie den Übergang in die generative Phase