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Pocahontas 2 : Buch der Königstöchter / Von Göttermännern und Menschenfrauen / Mythenbildung, vorhomerisch, amerikanisch
Bok av Klaus Theweleit
Am Anfang war die Einwanderung. Am Anfang von was?Am Anfang von dem, was wir heute 'Europa' nennen.So ca. 2000 Jahre v. u. Z. (-2000) wandern verstärkt undin mehreren 'Wellen' Indogermanen von Nordostenher in die Gebiete ein, die wir heute als 'Griechenland'kennen. Die hießen nicht immer so. Wie deren vorgriechischeBewohner sich nannten, wissen wir nicht.Sie schrieben nicht; sie wurden ausgelöscht; oder denEinwandernden assimiliert. Alle Namen, die wir heutehaben, sind die der siegreichen Neuankömmlinge; Namender Kolonisatoren, der 'Griechen' eben (die auchnoch nicht schrieben als sie eintrafen).Die 'Griechen' entwickelten dabei eine besondereKunst der Erzählung (bzw. des Gesangs); Formen, diewir heute als 'Mythos' bezeichnen. Erste Funktion dieserMythos-Erzählungen war es, die eigenen (Un)Tatenzu verschönern; auf deutsch (bzw. griechisch): die eigenenTaten der Landnahme als Taten von Göttern undTitanen zu besingen - ein Dreh, aus dem Worte wie'Genie' und 'genial' sich gebären ließen. Der historisch-alte Grieche fühlt sich als göttlich (so wie heutejeder durchschnittliche Amerikaner). (Und jeder durchschnittlicheeurasiatische I-pod-Besitzer wahrscheinlichauch. I-pod = I-god).Zur Landname braucht man Medien (nicht nur dasPferd, auf dem Mann reitet). Das Medium, das 'dieGriechen' wählen, ist der Körper von Königstöchtern;Töchtern der einheimischen Lokalherrscher, die vonden Göttern der Griechen (insbesondere Zeus, Poseidon,Apoll) beschlafen (= vergewaltigt) werden.Die kolchische Königstochter Medea, die Ostfrau vomEnde des Schwarzen Meers, mytho-historisch etwa anzusetzenum -1400, die dem seefahrenden GriechenJason (= Götterabkömmling), in den sie sich 'verliebt',das Goldene Vließ ausliefert, ist schon eine Spätfigur diesesProzesses.Die Schrift-Heroen Hesiod und Homer stehen nicht- wie heutige Medienlegende will - am Anfang einerneuen Großkultur (der unseren); sie bilden zunächsteinmal einen Endpunkt: sie schreiben auf (mit derneuen Medientechnologie des griechischen Vokalalphabets),was in den 1000 Jahren, die hinter ihnen liegen,griechische Einwanderer sich ausgedacht, erzähltbzw. gesungen haben: bis hin zu ihnen nur mündlichkolportierte, weitergegebene und variierte Geschichtenvon Göttern, die Menschenfrauen beschlafen, Königstöchter,welche ihnen Kinder zu gebären haben: die sog.Heroen; Perseus, Theseus, Herakles usw.; letzterer z. B.ist der Sohn, den Gottvater Zeus in die KönigstochterAlkmene pflanzt in der berühmten thebanischen Nacht,in der es den Ehemann Amphitryon in zweifacher Ausfertigunggibt. So wie Zeus (als Schwan) die schöneHelena in die Königstochter Leda pflanzt, aus derenSchönheit dann der Trojanische Krieg erwächst (wo durchden Fall Troias das nördliche heutige Kleinasien untergriechisch kolonisiertes Gelände fällt).All dies ist Stoff der singenden Griechen spätestensseit der sog. Palastkultur; Kultur von Mykene (ab etwa-1600). Buch der Königstöchter zeichnet den Weg der griechischenLandnahme über die Körper von ca. 30 geschwängertenKönigstöchtern nach, deren Vaterkönige(infolge dieser 'Schwängerungen ohne Ehemann') ihreTöchter großenteils verstoßen und (infolge der sichanschließenden 'mythologischen' Auseinandersetzungen)ihr Land - an die einwandernden Griechen - verlieren.Eben so, wie der 'Indianer-König' Powhatan in Virginia,Nordamerika, sein Land an die englischen Einwandererverliert, nachdem seine Tochter Pocahontas (mythologischexakt nach Medea-Modell die Retterin desKolonisten John Smith) in die Hände der englischenGötter geraten war; so wie der reale Prozeß bei normaler Einwanderung und Landnahme eben verläuft: dieeinheimischen Männer werden erschlagen, die Frauenvergewaltigt. Manchmal entsteht eine neue Mischbevölkerungwie in Mexiko: die Chicanas/Chicanos, laraza; (positiv konnotiert); eingeleitet über die mythohistorischeKazikentochter La Malinche, der es gelingt, ander Seite des Conquistadors Cortés eine feurige Kämpferinfür die Sache der Spanier (und Christin) zu werden;die Sache der Götter, nachdem