nichts überstürzen : von meinem iPhone gesendet

Bok av Ria Endres
und das Glücknicht tot zu seinkam alsWimpernschlagzur Tür hereinNotizAm 20. Juni 2015 bin ich mittags in der Nähe meiner Wohnung auf dem Gehweg plötzlich gestu rzt. Ich hatte das Bewusstsein verloren, sah mich aber schon bald auf dem Asphalt inmitten von blutigen Tu chern liegen. Freundliche Stimmen redeten beruhigend auf mich ein. Was war geschehen? Träumte ich? Ich hätte gern etwas gesagt, schnappte aber nur nach Luft. Meinen Namen kannte ich nicht. War das wirklich ich, die man im Unfallwagen durch die Stadt in verschiedene Krankenhäuser fuhr? Ich wollte nach Hause. In einem Krankenhauszimmer dämmerte ich weg, bis ich durch lange Gänge zu irritierenden Untersuchungen transportiert wurde. Nur mu hsam begriff ich meinen Zustand. Gesicht und Stirn waren aufgeschlagen, Halswirbel angebrochen und einige Ru ckenwirbel zerstört. In einer langen Operation wurden zwei Metallstäbe aus Titan in meinen Ru cken implantiert. Sie sollten die Wirbelsäule stabilisieren. Außerdem fixierte man zerborstene Wirbel mit Hilfe von Knochenzement und Schrauben. Die Schnittwunden tackerte man mit Stahlklammern.Vergebens suchten die Ärzte einen Grund fu r den Sturz. Viele Monate musste ich still liegen, damit die Wirbel wieder zusammenwachsen konnten. Ich war lange sprachlos. Nach und nach kamen jedoch die Wörter wieder zuru ck. Ich begann Buchstaben ins iPhone zu tippen. Das war ein Ausweg. Und so schrieb ich die «nichts u berstu rzen»-Gedichte nachts auf einer winzigen hellen Fläche, wenn an Schlaf nicht zu denken war.R. E.