Kaiserliche Kindheit

Bok av Gabriele Praschl-Bichler
Es zahlt zu den Sternstunden eines Historikers, wenn er unverhofft auf handschriftliches Material stot, das interessant ist und noch nicht veroffentlicht wurde. So fand sich unter verschiedenen Dokumenten des osterreichischen Kaiserhauses das Tagebuch eines Erzherzogs, das er im Alter von elf Jahren begonnen hatte und zwei Jahre lang fuhrte. Bei dem jugendlichen Autor handelt es sich nicht nur um einen der ranghochsten Erzherzoge, sondern auch um den zweitaltesten Bruder des spateren Kaisers Franz Joseph, der wahrend der Entstehungszeit des Tagebuches bereits als Osterreichs nachster Regent feststand. Seine und seiner Bruder spate Kindertage bilden den Inhalt des Buches, aus dem hervorzulesen ist, da ihnen das Privatleben das Wichtigste war. Die uberraschendste Entdeckung dabei: Der kaiserliche Alltag hatte nicht burgerlicher und biederer sein konnen. Das Tagebuch gewahrt Einblick in einen sehr privaten Lebensbereich der kaiserlichen Familie. Denn abgesehen von der Wiedergabe der Tageserlebnisse und von der Nahe des Erzahlers zu den Ersten Personen des Landes entsprang dem Kindermund doch viel Spontanes und Wahrhaftes, das ein erwachsener Schreiber sicherlich unterdruckt hatte.