Tantra : Einführung und Grundlagen
Bok av Gonsar Rinpotsche
Mit der Verbreitung des Buddhismus und Hinduismus wurde im Westen auch das Tantra populär. Was die Tantras sind, mit welcher Absicht sie von Buddha gelehrt wurden, woraus ihre Anwendung besteht, kurz - Sinn und Nutzen dieser subtilen Meditation des Buddhismus werden mit großer Sorgfalt erläutert.Wenn von Lamrim, oder den Stufen auf dem Weg zur Erleuchtung gesprochen wird, handelt es sich ausschließlich um Beschreibungen von Meditationen. Das Gleiche ist der Fall, wenn von Tantras gesprochen wird. Es gibt nichts in diesen Erklärungen, das nicht eine Anwendung von Meditation wäre. Im besonderen ist die Anwendung der Tantras ausschließlich als Meditation zu verstehen. Manche Leute denken, dass es sich bei Tantra lediglich um äußere Rituale oder um Rezitationen von Mantras handelt. Das ist jedoch nicht der Fall.Tantra wird durch Meditation angewendet. Wenn man die Meditationsmethoden, wie sie in den Tantras beschrieben werden, ausführt, dann kann von einer Anwendung der Tantras gesprochen werden. Es gibt keine andere Art, Tantra anzuwenden. Das Rezitieren von Mantras kann jeder ausführen, selbst einem Papagei kann man das Rezitieren von Mantras beibringen. Aber selbst wenn ein Papagei Mantras rezitiert, kann man nicht davon sprechen, dass er Tantra ausübt oder Dharma anwendet. Mantras rezitieren kann auch ein Kassettenrekorder sehr gut, aber man wird deshalb nicht davon sprechen, dass der Kassettenrekorder Tantra anwendet. Ganz im Gegenteil; er wird nicht einmal Dharma anwenden, denn ein Kassettenrekorder ist ein Objekt ohne Geist. Ohne Geist gibt es keine Anwendung von Dharma, gibt es keine Anwendung von Meditation. Und ohne Anwendung von Meditation kann man nicht von einer Anwendung der Tantras sprechen, kann man nicht von einer Anwendung des Lamrim sprechen. Ebenso verhält es sich mit dem Rezitieren von Mantras; auch die äußeren Mudras oder Gesten, die man ausführen kann, sind nicht die eigentliche Anwendung von Tantra. Heutzutage können auch Videos ganz ausgezeichnet Gesten wiedergeben; Computer können ganze Mandalas aufbauen. Das Aufbauen von Mandalas allein kann also nicht die Anwendung von Tantra ausmachen. Wenn das der Fall wäre, müsste man sagen, dass Computer in der Lage sind, Tantra anzuwenden.Fragt man sich dann, ob Beeinflussungen der subtilen Energien im Körper oder Beeinflussungen der Kanäle, in denen diese Energien fließen, eine Anwendung von Tantra sind, lautet die Antwort auch hier nein; es ist keine Überdeckung gegeben. Man kann zweifellos einer Person, die keinerlei Vertrauen auf Buddha, Dharma und Sangha besitzt, beibringen, wie die subtilen Energien und Kanäle beeinflusst werden. Die Übungen einer solchen Person sind ebenfalls keine Anwendung von Tantra; sie ist nicht einmal eine Anwendung von Dharma. Eine Anwendung von Tantra ist also etwas, das vom eigenen Geist ausgeführt werden muss; es muss zudem eine außerordentlich präzise Anwendung auf der Grundlage des Geistes sein.Wenn die Gesamtheit der Unterweisungen des Buddha zusammengefasst wird, spricht man von den Drei Sammlungen oder Tripitaka auf sanskrit. Sie enthalten alle Unterweisungen des Buddha und sind als inhaltliche Zusammenfassung der Unterweisungen des Buddha zu verstehen. Der Inhalt aller Unterweisungen des Buddha sind die Drei Schulungen. Das sind die Schulung der Ethik, der Konzentration und der Weisheit. Die drei Abteilungen der Tripitaka werden als Vinaya, Abhidharma und Sutra bezeichnet. Die Vinaya beschreibt in erster Linie das richtige Verhalten von Körper und Rede; Abhidharma beschreibt die Entwicklung von Weisheit; die Sutras beschreiben die Schulung von Konzentration. Die Erklärungen der Tantras beschreiben in erster Linie die Schulung der Konzentration, und als solche gehören sie in die Sammlung der Sutras. So sieht man, dass die Anwendung der Tantras in erster Linie eine Anwendung der Meditation ist und im besonderen eine Anwendung der Konzentration. Buddha erklärt also in den Tantras vorwiegend spezifische Methoden zur Entwicklung