-Ich Han Da Inne Ungehortu Ding Gesehen- : Die Jenseitsvisionen Mechthilds Von Magdeburg in Der Tradition Der Mittelalterlichen Visionsliteratur

Bok av Katharina Bochsler
Kaum zwolf Jahre alt, empfangt Mechthild von Magdeburg ihre erste Vision. Von nun an erlebt sie fast taglich Gottesbegegnungen und besucht in ihren Jenseitsvisionen Himmel und Holle, Paradies und Fegefeuer. Hier sieht sie, wie Bischofe in den Flammen des Fegefeuers schmoren und unkeusche Priester von schrecklichen Ungeheuern gekocht und gefressen werden, wahrend die Seligen im Himmel singen und Reigen tanzen. Solche Berichte uber das Jenseits sind im Mittelalter ausserst beliebt. Was die Visionarinnen und Abenteurer erleben, wird ernst genommen. Ihre Erzahlungen sind den Zuhorern und Leserinnen Ansporn, ein frommes Leben zu fuhren. Der Respekt, der auch den Jenseitsreisenden selbst entgegengebracht wird, wirkt sich im besonderen auf die visionar begabten Frauen aus. Sie, denen aufgrund ihres Geschlechts die Predigertatigkeit versagt ist, konnen sich nun als Medium Gottes in der Offentlichkeit Gehor verschaffen. Auch Mechthild von Magdeburg reiht sich stolz in die Tradition der biblischen Offenbarungstrager ein, und gerade ihre Visionen sind es letztlich, die es ihrem - wie sie selber schreibt - ungelehrten Mund ermoglichen, die mannlichen Theologen zu belehren und selbstbewusst an den geistlichen Standen Kritik zu uben."