Baku Unverschleiert : Gedichte erzählen orientalische Geschichten

Bok av Eberhard Kirchhoff
Von 1999 bis 2001 lebte und arbeitete der deutsche Lehrer und Autor in Baku, der alten Hauptstadt am Kaspischen Meer. Er war verantwortlich für den Aufbau einer Sprachdiplomschule für die deutsche Sprache und lehrte "Deutsch intensiv" in Sumgait (der so umweltgeschädigten ehemaligen sowjetischen Chemiestadt) , in der Hafenstadt Baku und sogar im benachbarten georgischen Tiflis. Eberhard Kirchhoff, Jahrgang 1952, hat aber auch intensiv den Alltag dieses seit etwa 15 Jahren unabhängigen Ölstaates zwischen Orient und Okzident beobachtet. Die Widersprüche dieses Alltags finden sich -poetisch pointiert- in seinem neuen Buch "Baku Unverschleiert" beim edition Wort -Verlag wieder. Der aus dem Ruhrgebiet stammende und in Bitburg/Rheinland Pfalz lebende Lyriker (sein 5. Gedichteband in 20 Jahren) hat sich mit „offenen Augen und Sinnen“ auf das Leben in dieser geschichtsträchtigen Kaukasus-Republik „eingelassen“, so der ehemalige Kulturattaché der Deutschen Botschaft in Baku zu seinen Texten. Nun können also die Leserinnen und Leser hierzulande die Erfahrungen (teils sehr persönlicher Art), Erlebnisse (teils sehr skurril) und Begegnungen (teils ironisch gezeichnet) nacherleben. Man kann staunen über so viel Offenheit, Unverschleiertes. In den Straßen Bakus findet man unverschleierte Frauen kaum mehr, „dafür sind häufig die Köpfe der Männer etwas verschleiert“, sagt Kirchhoff sarkastisch und spielt auf die männliche Dominanz im Alltagsleben dieses (noch) orientalischen Landes an. Letztlich ist Kirchhoffs Sprache alles andere als unverschleiert. Und das Lesen der Gedichte bringt noch weitere Genüsse, zum Beispiel die Lust, einen Granatapfel zu essen. In „Elf Sätzen“ beschreibt der Autor die in der Literaturgeschichte so oft besungene erotische Frucht (die Nationalfrucht Aserbaidschans) mosaikartig bis ein kleines poetisch-witziges Bild entsteht: eben ein sinnliches Bild! Ein sinnliches Buch eben, das mit sensiblen Tuschezeichnungen von Bernd Leidinger illustriert wurde.Tom Beda