Buddha in Beton : Eine buddhologische Kritik der neuen Wege des japanischen Tempelbaus

Bok av Jonas Gerlach
Viele buddhistische Tempelbauten in Japan sind heute aus Beton. Sie haben Glasfenster, Teppichböden und elektrisches Licht. Manche sehen aus wie gewöhnliche Wohnhäuser, andere imitieren das Erscheinungsbild traditioneller Bauweisen, wieder andere sind von Star-Architekten geplant. Alle diese Bauten zeigen, dass die alte und einst durch die buddhistische Religion formulierte Aufgabe, einen Tempel zu bauen, in den letzten 150 Jahren in unterschiedlicher Weise neu interpretiert wurde. Grunde dafur sind die japanische Auseinandersetzung mit westlichen Ideen von Kunst, Architektur, Religion und Ästhetik ab dem späten 19. Jahrhundert, die darauf ruckfuhrbare Annahme, Tempelbau sei eine Aufgabe fur kunstschaffende Architekten, sowie das Bedurfnis, den Anspruchen der Gegenwart neu zu begegnen. All das fuhrte dazu, dass Jahrhunderte alte liturgische Ideen des Tempelbaus, die in buddhistischen Traditionstexten mit ritueller Wichtigkeit festgehalten sind, ihre Bedeutung zugunsten eines neuen ästhetischen Kunstdenkens eingebußt haben. Ordnungen und Darstellungen zum Beispiel von maalas oder Buddhaländern, die fur den Tempelbau formgebend und sinnstiftend sind, werden in einem kunstlerischen Denken von Raumerlebnis und Baustil zu blassen ästhetischen Gestaltungselementen. Diese Studie zeigt zum einen anhand vieler Beispiele die angesprochene jungere bauliche Entwicklung im Tempelbau auf und legt dabei einen Schwerpunkt auf die Frage nach dem spezifisch Religiösen der neuen Baugestalt. Zum anderen geht sie gleichzeitig der Frage nach, was seitens der buddhistischen Religion als Aufgabe fur den Tempel uberhaupt formuliert ist, was dies fur den Tempelbau bedeutet und wo neben der veränderten neuen Baugestalt deswegen das eigentlich Neue in den jungeren Entwicklungen des Tempelbaus liegt.