Ein Staat ohne Ehre : Die Unterordnung des Individuums in Theodor Fontanes "Schach von Wuthenow

Der Schach von Wuthenow - Wer ist er? Ein zynisch vorgehaltener Spiegel, der die preuische Gesellschaft karikiert? Oder doch das Eingestndnis der Ehre und Moral des Individuums in einem ehrlosen Staat? Die Erzhlung lebt durch die geschickte Verwebung des Politischen mit dem Privaten. Beide Strnge sind sich ebenbrtig. Die Leere des Luthertums und die Dekadenz des Adels stehen im Kontrast zu Schachs einfhlsamer und bubenhaft naiver Seite. Klar kann man die beiden Strnge in Schachs Seele nicht trennen: Die Dreiecksbeziehung, Schachs Todesmotiv, die Verblendung und Verfhrung sind privat und politisch zugleich. Sie bedingen sich und lassen keine klare Grenze erkennen. Fontanes vergessenes Meisterstck zeigt auf wenigen Seiten ein konzentriertes Abbild des Verfalls einer Gesellschaft und eines Staates. Der moralische Kampf Schachs ist insofern symptomatisch, als das er mit allen Mitteln die vergessenen Werte Preuens zu leben versucht. Und scheitert.