Mogliche Dinge : Kompetenz und Bürde designerischer Normativität

Ausgangspunkt dieses Buchs ist die Frage nach der Gestaltbarkeit von offenen Artefakten. Von Gegenstnden also, die Spielrume bten fr unterschiedlichste und nicht vorab definierte Deutungen, Aneignungen, Verwendungen - und zwar so, dass diese Spielrume nicht blo zu einem zentralen erkennbaren Zweck der Gegenstnde hinzukmen, sondern sie wesentlich konstituierten. Es handelte sich bei solchen Artefakten dann um Mgliche Dinge in dem Sinne, dass ihnen keine bestimmte Bedeutung, keine geplante Gebrauchsweise eingeschrieben wre. In ihrer entschiedenen Ambivalenz oder Unschrfe wren sie somit stets aktualisierungsbedrftig, wrden erst in diesem oder jenem situativen Umgang durch Geist und Hand ihrer Nutzerinnen zu realen Objekten verwandelt, um sich dann, unbeobachtet, wieder zu verflchtigen bis weiterer Einfallsreichtum sie erneut beseelte. In theoretischen und praktischen Explorationen wurden Perspektiven entwickelt, um die Potenziale und Grenzen einer so verstandenen Offenheit im Design zu untersuchen und darzustellen. Obgleich die konsequente Schilderung des Idealtypus dieser Offenheit offenbar in ein Paradoxon mndet - Wie ist etwas zu gestalten, von dem man per definitionem nicht sagen kann, was es berhaupt sein soll? -, spiegelt die Suche nach offenen Formen ein akutes Begehren wie auch zugleich ein historisches Verdrngungsmoment des Designs. So erfahren einerseits Motive des Unfertigen, Adaptierbaren, Prozessualen, Wachsenden, der pluralisierenden Eignung zur Aneignung und demokratisierenden Handlungsermchtigung gegenwrtig etwa in den Bereichen der Architektur/Stdteplanung, des partizipatorischen Designs oder der digitalen Medien einen immensen Bedeutungszuwachs. Hier ffnet sich das Design selbst hin zu neuen Handlungsweisen und Selbstverstndnissen. Andererseits ist das antagonistische Verhltnis von Design und Offenheit unbersehbar, wo sich das Design als aufklrerischer Vermittler und Schnittstellengestalter zwischen Menschen und Dingen